Chronik
Betrachtungen zum Kleingartenverein „Lübecker Ecke e.V.“
Autor: Matthias R.
Am 02. Juli 2017 beging der Verein den 100. Jahrestag seiner Gründung. Und wenn
man diesen langen Zeitraum des Bestehens eines Vereines anschaut, dazu die vielen
politischen Epochen, welche in diesem Zeitraum prägend waren, dann sind 100 Jahre
Bestehen als Verein schon eine beachtliche Leistung.
Gegründet im vorletzten Weltkriegsjahr 1917 zur Zeit der königlichen Monarchie,
danach die Weimarer Republik. 12 Jahre Faschismus und Krieg haben auch im Verein
Spuren hinterlassen. Die Zeit danach mit den Hungersjahren und klimatischen
Extremen (Winter 1948/ 49), der Neubeginn mit den Vorschriften und manchen
Sinnlosigkeiten einer sozialistischen Planwirtschaft und letztlich der Übergang zur
sozialen Marktwirtschaft, das alles hat der Verein stets irgendwie gemeistert. Aber
jeder Verein hat seine ihm eigene Geschichte. Mit dieser Chronik soll nun versucht
werden, die Geschichte des Vereins der Kleingartensparte „Lübecker Ecke“ von 1917
bis 2017 aufzuarbeiten und so gut es möglich war und ist, darzustellen.
Die dieser Chronik zugeordnete Zeittafel für den Verein soll nur in kurzer Form die
Ereignisse der Jahre wiedergeben. Aber es macht sich notwendig, auf verschiedene
Ereignisse ausführlicher einzugehen.
Zunächst galt es, alles Material, was es über den Verein gab, zu sichten, zu sortieren,
auf seine Glaubwürdigkeit prüfen, was aber nicht so einfach war. Es war noch einiges
an Unterlagen vorhanden. Und das es auch noch ein Protokollbuch mit der
Niederschrift der Gründungsversammlung vom 02.Juli 1917 und weiteren 39
Versammlungsprotokollen gab, war schon mal ein guter Anfang.
Am 23.06.1926 war die letzte Protokollniederschrift. Das altdeutsche Schriftbild
musste, zum besseren verstehen, in das heutige deutsche Schriftbild gewidmet
werden. Niedergeschrieben waren insgesamt 40 Protokolle, aber das vom 30.04.1924
war absolut nicht lesbar.
Es ergab dann die weitere Sichtung des Buches nicht allzu viel an verwertbaren Fakten
wieder. Inhaltlich waren die wichtigsten Belange des Vereins gemäß seiner Zeit
festgehalten, für eine Chronik wäre etwas mehr an Ökonomie und Zahlen dienlich
gewesen.
Doch auch mit dem Vorhandenen konnte man sich ein Bild vom damaligen
Vereinsleben machen. Es musste schon damals mit disziplinarischen Mitteln die
Ordnung im Verein durchgesetzt werden, es wurde z. B. der heimliche Verkauf eines
Gartens behandelt und es sollten Vereinsmitglieder ausgeschlossen werden, weil sie
es nicht für nötig hielten, die Versammlungen des Vereins zu besuchen.
Allerdings gab es auch Bestrebungen, die Mitglieder stärker in das Vereinsleben
einzubinden. Erreicht wurde es damit, den Versammlungsturnus von zunächst jährlich
einmal, später monatlich abzuhalten, zwecks des besseren Kennenlernens. Dazu
kamen auch vielfältige kulturelle Aktivitäten wie Tanzabende oder Ausflüge. Auch eine
Vereinsbibliothek wurde eingerichtet, das ist nicht unbedingt die Regel für einen
Gartenverein. Es wurden dazu auch entsprechende Ausschüsse im Verein gebildet,
welche dann auch sehr aktiv waren. Damit wurde der Gemeinschaftssinn im Verein
stark geprägt.
Akribisch sind die Wahlen der Vorstandsmitglieder und deren Funktionen festgehalten,
die alltäglichen Probleme wie Saatgut- und Düngemittelbeschaffung waren
angesprochen, man ging auf das Einhalten der Ordnung ein und kämpfte immer wieder
mit der Baugenossenschaft bezüglich der Pachtpreise. Was aber auffiel, es wurde in
keinem der Protokolle etwas zu Politik oder Wirtschaft erwähnt, fiel doch in den
Berichtszeitraum von 1917 bis 1926 unter anderem der Sturz der Monarchie, die
Weltwirtschaftskrise und die Inflation, aber auch die Spanische Grippe. Also haben
diese Ereignisse dem Verein wahrscheinlich nicht wirklich geschadet. Toll klang
allerdings der monatliche Mitgliedsbeitrag aus dem Protokoll vom 05.12.1923, da war
man mit 30 Milliarden dabei.
Man kann für die Gründung des Gartenbauvereins und die Erweiterung in seiner
heutigen Form nun folgende Ausgangspunkte annehmen:
es war zunächst die Arbeitsstelle, die Werkstätten der Eisenbahn und die Wohnhäuser
entlang der Weißeritz als Werkswohnungen. Fehlte also nur noch ein Garten. Laut
dem Protokoll vom 02.07.1917 gab es wohl schon im Vorfeld Bemühungen für
Gartenpachtland. Es wird aufgeführt, dass ein Kollege Kleinert einen entsprechenden
Antrag an den Hofrat Bouche gerichtet hatte, wegen Überlassung von Feld zum
Gartenbau. Ein Herr Franz vom Schrebergartenverband machte dann darauf
aufmerksam, dass man sich beeilen müsse, da der Schrebergartenverband und der
evangelische Arbeiterverein bereits das ganze Land überwiesen erhalten hätten. Er
empfahl, sich zum Verein zusammenzuschließen und den Verein dann beim
Schrebergarten Verband anzumelden. Damit kam es am 02.07.1917 zur Versammlung
der zukünftigen Gärtner mit der abschließenden Gründung des Gartenbauvereins.
Inhaltlich lässt das Protokollbuch den Schluss zu, das es sich vorrangig um
Beschäftigte der sächsisch-königlichen Eisenbahn handelte, welche dann dem Verein
den Namen „Providentia“ gaben, rückführend auf die römische Göttin der Vorsehung
(des Herrschers von Rom und den Römern). Der Verein trat dem 1911 gegründetem
Verband für Schrebergärtner bei. Damit wurde auch die Gemeinnützigkeit dem Verein
zuerkannt.
Es wurde ein Vorstand bestellt, mit einem Stellvertreter sowie zwei Kassierer, zwei
Schriftführer und für die Revision wurden ebenfalls zwei Vereinsmitglieder benannt.
Ein Statut wurde verlesen, debattiert und anschließend einstimmig bestätigt. Über den
Pachtpreis konnte noch keine Verbindliche Aussage gemacht werden. Rechtsfähig
war der Verein aber nicht, das wurde er erst mit dem Eintrag ins Vereinsregister der
Stadt Dresden im Jahr 1928 (Nummer 1236).
Die Gründung als Verein war Bedingung für die Erlangung von Gartenland der
gekündigten Ländereien des Kammergutes Cotta. Das Flurstück Nr. 446 ist ein zu
Dresden Friedrichstadt gehörendes Grundstück. Die Lübecker Straße ist die
Grundstücksgrenze zwischen Friedrichstadt und Cotta, das Gelände gehört auch
heute noch zu Friedrichstadt, wird aber auf Grund der Nähe zu Cotta von selbigen
teilweise mit verwaltet. Das gesamte Areal, angefangen von alten Cottaer Dorfkern bis
hoch zur Wernerstraße wurde in diesem Zeitfenster (so ab1911) zu Kleingartenland
umgewidmet. Es gab aber für jeden Verein unterschiedliche Herangehensweisen. Man
kann da auch etwas aus den vorhandenen Chroniken der benachbarten Gartenvereine
erfahren (siehe auch Übersichtskarte der angrenzenden Gartenvereine im Anhang).
Am 02. Februar 1915 wurde im Stadtrat von Dresden der Beschluss erlassen, dass das
Grundstücksamt Flächen für Gärten bereit zu stellen hat und dazu entsprechenden
Vorschläge zu machen sind. In einem Erlass vom 20.12.1916 hat sich auch das
Kriegsministerium für die Schaffung von Kleingärten stark gemacht. Und es wurde im
Beschluss vom 18.05.1916 der Stadt Dresden auf die dringende Bereitstellung der
Wasserversorgung für Gärten und Pachtland hingewiesen.
Im Protokoll des Vereins vom 08.04.1925 wird gebeten, das Wasser recht bald
anzustellen, was vom Vorsitzenden so bereits angeregt war, es gab um diese Zeit also
schon eine direkte Wasserversorgung für unser Gartenareal. Die Parzellen sollten
zwischen 200 – 250 qm groß sein. Das und noch einige andere positiven Aspekte
machten es zur damaligen Zeit ziemlich einfach, Land zur Gartenbewirtschaftung zu
erlangen (ist heute gar nicht mehr Vorstellbar).
Es gab also erst mal ein Gründungsprotokoll und Protokolle zum Vereinsleben. Aber
es gab noch einiges an Unterlagen, was den Zeitraum um 1917 betraf und dem
Chronisten doch in einige Schwierigkeiten brachte. Denn es fanden sich in den
Unterlagen noch zwei Ordner in denen fein säuberlich die Gärten von 1 bis 281
aufgeführt waren und zwar mit Name, Adresse, Beruf, Größe des Gartens, mit oder
ohne Laube sowie eine erfasste Grundfläche als Skizze, beginnend 1916.
Trägt man diese Daten als Ersterfassung zur Bewirtschaftung der einzelnen Parzelle
in das Areal des Grundstücks ein, ergibt das ein total unlogisches Geflecht für eine
Gartennutzung auf dem gesamten Areal, soll heißen, das viele Parzellen vorerst
ungenutzt brachlagen. Von den 281 Parzellen waren bis 1925 etwa 118 vergeben, die
restlichen 163 Parzellen wurden dann wohl später bewirtschaftet. Im Bericht des
Dresdner Verkehrsverein vom 05.10.1920 über den Gemüseanbau der Dresdner
Kleingärten wird der Verein Providentia mit 108 Gärten angegeben. Wobei aber
wiederum im Protokollbuch vermerkt ist, das es am 03.01.1923 43 aktive Mitglieder
und am 07.06.1925 67 aktive und passive Mitglieder gab, allerdings könnte es auch
Mitglieder ohne Garten gegeben haben. Im Schnitt wurden vom Protokollführer
zwischen 15 bis 30 Teilnehmer an den Sitzungen bis 1926 festgestellt.
Da es keine weiteren Anhaltspunkte gab, welche konkret eine Aussage zum
Wachstum des Vereins treffen könnten und wie genau es nun wirklich war, lassen wir
es dabei bewenden.
Aber es gab noch einige Gemeinsamkeiten zwischen dem Protokollbuch und den o.g.
zwei Ordnern:
die im Protokollbuch eingetragenen Pächter Max Weber (keine Angabe, welcher
Garten) und Hermann Wauer (Garten 51 ab 1917) sind dann 1928 im Vereinsregister
als Vorsitzender und Stellvertreter des Vereins eingetragen. (Siehe auch Punkt 06,
Ergänzung zur Zeittafel…)
Weiterführend für die Chronik war dann das Kassenbuch des Vereins; beginnend 1936
bis weit in den Sozialismus hinein, 1966 gab es die letzten Einträge. Für den Zeitraum
zwischen 1926 bis Ende 1935 gibt es, was das Vereinsgeschehen betrifft, keine
Informationen. Festzustellen sind nur weitere Eintragungen aus dem Vereinsregister
Nr. 1236:
25.03.1929 Hermann Wauer ist ausgeschieden, statt seiner wurde der Schlosser
Hermann Tauscher Stellvertreter des Vorstandes (Garten 53, ab 1917)
Eintrag 24.05.1932: durch Beschluss der Hauptversammlung am 17.04.1932 ist eine
neue Satzung in Kraft getreten. Der Vorsitzende, Max Weber war verstorben und es
wurde der Bauleitungsaufseher Kurt Wilhelm Schmidt zum Vorstand einbestellt.
Eintrag 14.03.1934: trat durch Beschluss vom 09.01.1934 wiederum eine neue
Satzung in Kraft. Ausgeschieden ist der Kollege Tauscher, der K.W. Schmidt wurde
neuer Vorsitzender. (ev. der Schmidt vom Garten 219, Eintritt 1921?)
Eintrag 25.07.1940: es wurde erneut eine neue Satzung errichtet.
Der letzte Eintrag unter dieser Vereinsregisternummer (1236) ist der Antrag auf
Löschung des Vereins am 15.11.1948 durch die Polizeibehörde.
Für die weiteren Geschehnisse wurde das noch vorhandene Kassenbuch des Vereins
akribisch durchgearbeitet. Da gibt es viele verwertbare Eintragungen, man musste sie
nur richtig zuordnen. Das Buch wurde vom 01.01.1939 bis 31.12.1966 durchweg
geführt. Damit kann schon anderslautenden Meldungen widersprochen werden, das
nach 1945 der Gartenbetrieb bis 1948 zum Erliegen kam.
Zur Intensivierung dieser Chronik wurden im Staatsarchiv des Freistaates Sachsen,
im Stadtarchiv von Dresden und der SULB versucht, noch etwas mehr an Material zu
finden, allein die Ausbeute war nur sehr allgemein, etwas konkret Verwertbares für
unsere Vereinsgeschichte war kaum dabei. Einiges konnte man zuordnen, dass traf
aber auch für andere Gartenvereine zu. Auch im Stadtverband gab es keine konkreten
Informationen zu unserem Verein.
Doch es gibt noch so einiges aus der Vereinsgeschichte zu berichten. Da wäre das
Vereinsgebäude zu nennen, auch als Kultur- oder Klubhaus deklariert.
Für einen großen Verein war es notwendig, einen zentralen Punkt zu schaffen. Da war
in den ersten Jahren der Garten Nr. 37, günstig gelegen am Eingang der Lübecker
Straße, der Anlaufpunkt. Wenn er auch viele Jahre ausreichend war, irgendwie musste
eine bessere Lösung für so eine große Anlage geschaffen werden.
Man muss noch heute Herrn Otto Brettschneider, seinerzeit Vorsitzender des Vereins,
dankbar sein, so ein Projekt entgegen aller Widrigkeiten in Gang zu bringen und auch
zu vollenden. Und den Hut ziehen, wenn man von den Schwierigkeiten erfährt, welche
dieses Projekt mit sich brachte.
Otto Brettschneider war seit 1923 Mitglied im Gartenverein, bewirtschaftete den
Garten 246 und war von Beruf Bohrer, wahrscheinlich bei der Eisenbahn. Leider ist
über ihn nichts weiter bekannt, er hätte auf alle Fälle eine Ehrenmitgliedschaft verdient.
Bereits 1951 wurden die ersten Entwürfe für ein Klubhaus auf dem Gelände des
Vereins vorgestellt.
Geplant war:
ein großer Saal für etwa 100 Personen, dazu eine Bühne mit Garderoben, ein
Gaststättenbereich mit etwa 45 Plätzen, den Küchenbereich, Toiletten, Vereinsbüro
und eine Unterkellerung des Wirtschaftstraktes.
Beheizt werden sollte mit 3 großen Kachelöfen. Ein zweiseitig abgeschrägtes
Kaltflachdach, eingedeckt mit Dachpappe, der Dachboden sollte nicht gedielt sein, es
mussten aber Laufstege vorhanden sein für den Schornsteinfeger oder anderer
Maßnahmen. In Folge gab es noch bauliche Änderungen und vieles wurde erst später
realisiert, zum Beispiel kam 1964 erst der Anschluss an das städtische
Abwassersystem, bis dahin tat es eine Klärgrube.
Der Entwurf stand, es galt nun die erforderlichen Baugenehmigungen einzuholen und
dabei spielte die Finanzierung und die Materialbeschaffung die größte Rolle. Aus dem
umfangreichen Material zum Baugeschehen können hier nur einige Daten und Fakten
dargelegt werden:
Kalkuliert wurden in Summe 80.000 M, etwa 20.000 M sollten an Eigenleistungen
erbracht werden. Dazu musste die Notwendigkeit der Baumaßnahme bei den
staatlichen Organen ein offenes Ohr finden, was durch Anschreiben an alle
Massenorganisationen von Seiten der Kleingartensparte auch gemacht wurde. Es gab
Anschreiben an den Rat der Stadt Dresden – Nationales Aufbauwerk, an die Redaktion
der Gartenzeitung „Der Kleingärtner“; einbezogen wurden auch die Blockparteien, die
FDJ, der Kulturbund und natürlich auch der FDGB, welcher zu dieser Zeit die Belange
der Kleingartenvereine vertrat. Auch sollte das Klubhaus für andere Einrichtungen zur
Nutzung verfügbar sein, was vor allem die umliegenden Gartenvereine und den
Wohnbezirk betraf. Vom Kreisverband Dresden gab es für das Projekt die volle
Unterstützung.
Die nächste Hürde war dann die Finanzierung. Hier findet man in den Unterlagen viele
Anschreiben. Eines davon erging auch nach Berlin an das Ministerium für Land- und
Forstwirtschaft der DDR zur Unterstützung des Kreditantrages, Selbiges verwies dann
an die Zuständigkeit des Rates der Stadt Dresden. Man stellte den Antrag auf
Zuweisung von Lottomitteln zur Finanzierung, diesem wurde nicht stattgegeben. Und
ein Kredit bei der Stadtsparkasse kam zunächst wegen den hohen Tilgungszinsen
vorerst nicht in Betracht. Letztendlich wurde im Einklang mit der Darlegung, wie denn
die Materialfrage gelöst werden kann, die Finanzierung angeschoben. Und es gab
einen Finanzierungsplan, Gesamtbaukosten = 86.386.- M, Eigenleistung = 18.534.- M
und ein Darlehn in Höhe von 43.000.- M bei der Sparkasse. Und die in der damaligen
Zeit sogenannten Aufbaumarken des NAW bildeten bei der Finanzierung auch einen
großen Anteil. Auch die Gartenfreunde leisteten ihren Beitrag.
Der Bau wurde nun in mehrere Bauabschnitte unterteilt, diese wurden dann
entsprechend abgerechnet und für den nächsten Bauabschnitt erfolgte wiederum der
Finanzierungsantrag.
Eine Abbruchgenehmigung der Ruine Gutenbergstraße 5 wurde erwirkt, welche für
das entsprechende verwertbare Baumaterial sorgte. Für diese Genehmigung mussten
allerdings einige Bedingungen erfüllt werden:
es musste eine baupolizeiliche Genehmigung vorliegen, es dürften keinerlei Kosten für
den Eigentümer entstehen, keine Verantwortung für eventuelle Unfälle und die Ruine
muss so abgebrochen werden, dass das Grundstück einzuebnen geht.
Das waren die Bedingungen der Dresdner Wohnungsbaugenossenschaft.
Des Weiteren galt es, die entsprechenden Fachfirmen an das Projekt zu binden. Und
damals wie heute hatte man sich auf verschiedene Angebote zu orientieren, was
letztlich das günstigste Preis / Leistungsangebot betraf. Es mussten die
Konstruktionsunterlagen fachlich geprüft werden, der Bau auf Pachtland war zu
genehmigen sowie die Eintragung ins Grundbuchamt musste erfolgen. Für die
einzelnen Gewerke kamen überwiegend positive Rückmeldungen, aber von den 5
Angeboten an Baufirmen wurden 4 wegen bereits anderen Aufträgen negativ
beantwortet. Aber es gab dann doch noch ein Unternehmen, welches den Bauauftrag
annahm. Und es mussten viele Zugeständnisse in der Ausstattung gemacht werden,
da es vielmals an Material mangelte.
Ein Großteil an Veränderungen im Vereinsheim wurde nach 1990 durchgeführt, da gab
es neue gesetzliche Vorgaben für den Gaststättenbetrieb, den Küchenbereich sowie
für die Toiletten.
Die Gaststätte wurde umgebaut, der große Ofen im Gastraum, welcher nicht mehr
betriebsfähig war, wurde abgerissen, ein neuer Tresen in den Gastraum gesetzt und
durch eine Brauerei wurde als Sponsoring der Gastraum mit neuen Tischen und
Stühlen ausgestattet. Die Elektroanlage wurde saniert, es gab malermäßige
Instandsetzungsarbeiten. Zur notwendigen Sicherung des Gebäudes wurden auch die
Außentüren gewechselt, der Eingangsbereich wurde mit einer Holzverkleidung
ausgestattet und noch viele werterhaltende Maßnahmen wurden durchgeführt. Auch
das Dach des Vereinshauses wurde neu gedeckt.
Im weiteren Verlauf dieser Chronik sollen auch andere Maßnahmen im Verein ihren
Platz finden. Da sind erst mal die Medien Wasser und Strom. Es gab da mal die alte
Weisheit: „Wasser muss, Strom kann“ für einen Garten. Sicherlich braucht der Gärtner
unbedingt Wasser, allerdings haben sich die Ansprüche, was den Strom anbelangt, im
Laufe der Zeit doch geändert. Da wurde schon in den 1970 er Jahren der Ruf nach
Strom im Garten laut, gab es doch mittlerweile neue technische Möglichkeiten für den
Gärtner. Und eine Beleuchtung in der Laube hatte auch seine Vorteile, genau wie der
selbstgebaute Rasenmäher. Die Kaffeemaschine und der Kühlschrank im Garten
waren auch kein Novum mehr, ebenso die Bohrmaschine mit aufgesetzter
Heckenschere.
Es wurde zunächst eine obererdige Anlage mittels Freileitung und Masten im Verein
errichtet, welche bis Ende der 1970er Jahre ihren Dienst ganz gut versah. Aber das
sog. „kleine Drehstromnetz“ war bald nicht mehr zeitgemäß, zumal in Cotta selbst die
Umstellung des Energienetzes angedacht war.
Die bestehende Freileitung musste bei der Energieumstellung für die Sparte abgebaut
werden denn es war eine Erdverlegung des Stromkabels angedacht.
Gleichzeitig wurde das Netz umgestellt. Dazu bedarf es einiger Baumaßnahmen, denn
es musste eine Trafostation errichtet werden, in welches dann die Einspeisung vom
Energiekombinat Dresden für die Sparte erfolgte.
Von der Deutschen Reichsbahn wurde dafür ein Trenn Trafo kostengünstig erworben.
Die Kosten der Energieumstellung beliefen sich am Ende auf ca. 22.000.-M, Die neue
Anlage sah vor, das immer drei Gärten an einen Verteilerkasten am Weg
angeschlossen werden. Die Verlegung der Kabel im Garten zur Laube hatte der
Pächter selbst durchzuführen, es sollte aber skizziert werden, wo das Kabel verlegt
wurde.
1985 erfolgte die komplette Einschleifung der Energieversorgung an das Netz des
Energiekombinates Dresden. Für die Wartung und Instandhaltung der E-Anlage auf
den einzelnen Wegen und der Spitze wurde an Gartenfreunde mit
Energieberechtigungsnachweis die Verantwortlichkeit übertragen.
Es gab auch viele Diskussionen über den Energieverlust im Stromnetz und den
Eigenverbrauch der Zähler im Garten. Aber der Verlustausgleich musste erfasst
werden und zur Abrechnung an den Gärtner weitergereicht werden.
Auch für Wasser und alle dazugehörigen Maßnahmen wie an.-und abstellen,
Entlüftung usw. gab es einen Verantwortlichen im Vorstand. Zur Durchführung seiner
Maßnahmen hatte er dann die geeigneten Helfer. Nach erfolgter Kontrolle der
Wasseruhren in den Gärten und einer Verplombung konnte das Wasser angestellt
werden. Allerding wurde mit der Füllung des Leitungssystems auch eine große Menge
an Wasser gebraucht. Diese Menge musste dann bei den Wasserrechnungen
ausgeglichen werden.
Vorteilhaft ist es auf Grund der vielen Pächter mit einem umfangreichen Berufsstand
viele Maßnahmen im Verein eigenverantwortlich durchführen zu können. Zum Beispiel
konnte das Projekt der Energieumstellung Anfang der 80er Jahre in der Planung und
Realisierung doch recht günstig gestaltet werden, da ein Gartenfreund die
notwendigen Kenntnisse, Erfahrungen für die Projektleistungen dem Verein zur
Verfügung stellte und auch dafür verantwortlich war. Auch die Umstellung der
Heizungsanlage im Vereinshaus konnte fachlich durch einen Gartenfreund realisiert
werden.
Mit der Wende 1989 / 1990 gab es dann sehr entscheidende Veränderungen in den
Kleingartenvereinen.
Vieles war neu zu regeln, es gab neue Begriffsdefinitionen, die bisherige
Kleingartenordnung sowie die Kleingartengesetze der DDR wurden ungültig, neue
Vorschriften kamen zur Anwendung.
Den Kleingärten wurde wieder der Status „Verein“ zuerkannt, es erfolgten die
Eintragungen in ein Vereinsregister.
Der Kleingartensparte „Lübecker Ecke“ wurde am 13.11.1990 per Eintrag ins
Vereinsregister beim Kreisgericht Dresden unter der Nummer I / 774 wieder der Status
„Gartenverein e.V.“ zuerkannt, welcher ja bekanntlich 1948 gelöscht wurde.
Fortan war das Bundeskleingartengesetz vom 28.Februar 1983 auch für die
Gartenvereine in den neuen Bundesländern gültig. Zunächst gab es dafür im Jahr
1990 Sonder- und Übergangsregelungen.
Es musste die Satzung nach den nun gültigen Rechtsvorschriften neu erstellt werden.
Die Abrechnung von Wasser und Strom, die Pacht, das Vereinskonto, Umlagen und
noch vieles mehr musste neu angepasst werden. Da Strom bereits abgelesen und
verrechnet wurde, war der Einbau von Wasserzählern in den einzelnen Gärten eine
der ersten Maßnahmen. Bis Ende 1991 war diese abgeschlossen und man lernte, mit
dem Wasserverbrauch etwas anders umzugehen.
Und noch viel Neues brachte die Wende mit sich, was sich danach in den
Abrechnungen der Pächter wiederfand. Da gab es neben den Grundsteuern A und B
auch die Regensteuer für das Vereinsgebäude es mussten neue Versicherungen
abgeschlossen werden, eine Straßenreinigungsgebühr musste entrichtet werden, mit
den neuen Anliegerpflichten musste ein Winterdienst organisiert werden.
Und die Arbeit der Schatzmeisterin wurde um vieles umfangreicher. Da hatte der
Verein das Glück, eine versierte Schatzmeisterin zu haben. Und die fachliche
Kompetenz von ihr und darauf folgend ihre Tochter als Schatzmeisterin haben bis
heute einen großen Stellenwert im Verein.
In diesen Zeitraum wurde auch die Grundstückszugehörigkeit neu geregelt, ab
01.01.1990 ging das Flurstück an den VEB Gebäudewirtschaft, BT West,
Friedrichstraße 57 Dresden, an welchen fortan die Pachtzahlungen erfolgten, das
waren 1.706.- DM jährlich.
Ab August 1990 galt auch die neue Bauordnung vom 20.Juli für Kleingärten. Damit
waren die externen globalen Baugenehmigungen für Kleingärten nicht mehr gültig.
Und Lauben über 24 qm Grundfläche waren bei der Grundsteuer „B“ dabei. Allerdings
griff bei vielen Dingen noch der sogenannte Bestandsschutz für Kleingärtner.
Es wurde auch die Grundsteuer für das Vereinshaus festgelegt. Durch das
Stadtgartenamt, später Grünflächenamt, wurden die Spartenflächen und die Anzahl
der Parzellen erfasst.
Dass mit der Wende einige Pächter auf Grund der Reisefreiheit und anderer
Möglichkeiten (Wohnortwechsel u.ä.) ihren Garten aufgaben, war im Verein
überschaubar, wenngleich im Zeitraum 1998 bis 2002 in Summe 58 Pächterwechsel
zu verzeichnen waren. Allerdings waren dabei auch einige Kündigungen durch den
Verein an Pächter, welche die Pflichten aus ihrem Pachtverhältnis nicht einhielten.
Vom Landesverband Sachsen wurde damals die sog. “Grüne Mappe“ an die
Vorstände der Vereine übergeben, da war das Neue für die Vereinsarbeit
zusammengefasst und es gab auch Vorlagen und Regeln für die Durchführung von
disziplinarischen Maßnahmen (Pachtrückstände, schlechte Bewirtschaftung des
Gartens usw.).
Man muss beim Erstellen dieser Chronik die Arbeit des Vorstandes und deren
Mitarbeiter unbedingt einbeziehen. In erster Linie hängt es ja von der Arbeit des
Vorstands ab, wie gut oder weniger gut der Verein dasteht. Es gilt für den
Vorsitzenden, sich auf ein gutes Mitarbeiterteam verlassen zu können. Und es ist ja
nicht gerade wenig, was einer guten Vereinsarbeit heutzutage abverlangt wird, was ja
auch eine ehrenamtliche Tätigkeit ist.
Außer dem gewählten ersten und zweiten Vorsitzenden, einer Schatzmeisterin, einen
Schriftführer und den Revisor ist es notwendig, die Arbeit auf einen breiten
Mitarbeiterstab, ebenfalls mit der entsprechenden Verantwortlichkeit, zu verteilen. Für
die Größe unseres Vereins hatte es sich schon vor der Wende bewährt, eine Aufteilung
in vier Teilsparten mit je einem Verantwortlichen einzurichten. Diese schaffen eine
direkte Nähe zum Vorstand und sind bei Problemen die ersten Ansprechpartner. So
ist es angedacht.
Der Kleingartenverein Lübecker Ecke hat auch die langjährige ehrenamtliche Arbeit
von einigen Gartenfreunden anerkannt. Diese werden als „Ehrenmitglieder“ im
Verein gewürdigt.
Der Koordinator der Arbeitseinsätze, die Fachberater sowie die verantwortlichen
Mitglieder für die Medien Wasser und Strom helfen, einen reibungslosen
Vereinsbetrieb durchzuführen. Und es gibt auch noch viele Mitglieder, welche
verlässlich ihren Beitrag leisten, da ist die jährliche Ablesung der Medien, die
Unterstützung bei den Vereinsfesten, bauliche Maßnahmen, welche notwendig
geworden sind und noch vieles mehr. Damit ist auch die Möglichkeit der Ableistung
der beschlossenen Pflichtstunden gegeben. Denn diese sind für die Werterhaltung des
Vereinsgutes ein unerlässlicher Faktor. Mit dem finanziellen Spielraum des Vereins
sind Maßnahmen durch externe Firmen kaum mehr zu realisieren, können nur in
Ausnahmefällen genehmigt werden.
Der Kleingartenverein soll noch viele Jahre den Menschen Freude bringen, wenn
jedes Mitglied entsprechend seinen Möglichkeiten dazu einen Beitrag leistet,
sieht es gut aus. Und es reicht schon, den Garten so zu bewirtschaften, dass
man ihn auch als Garten erkennt. Damit wird die Gemeinnützigkeit erhalten, was
sich dann finanziell positiv für alle Pächter auszahlt.
Zeitliche Abfolge zur Chronik des Kleingartenvereins
„Lübecker Ecke“
02. Juli 1917
An diesem Tag kam es zur Gründung unseres Gartenvereines. Auf der
Gründungsversammlung wurde der Vereinsname „Providentia“ beschlossen. Es
wurde ein Vorstand gewählt, bestehend aus dem Vorsitzenden, seinem 1.
Stellvertreter, einem 1. und 2. Schriftführer sowie einem 1. und 2. Kassierer. Ferner
wurden noch zwei Herren als Revisoren bestellt. Die betreffenden Herren nahmen die
Wahl an.
Nach Verlesung der Statuten und einer Debatte, bei welcher sich einige Änderungen
nötig machten, wurde die selbige einstimmig genehmigt und angenommen.
Der Verein war nicht rechtsfähig trat aber dem 1911 gegründeten Stadtverband der
Dresdner Garten und Schrebervereine bei. (01)
1919
Das Reichsgesetz „Kleingarten- und Pachtlandverordnung“ wurde am 31.07.1919
durch die deutsche Nationalversammlung verabschiedet und gab den Vereinen die
notwendige Rechtssicherheit, insbesondere zum Pachtzins und Pachtverhältnis. Ein
Statut für den Verein wurde verabschiedet und den Mitgliedern ausgehändigt. (02)
1923
Im Protokollbuch wurde im Jahresbericht hervorgehoben, dass der Verein 43 aktive
Mitglieder hat. (03)
1923 bis 1925
Der Verein hat inzwischen 67 aktive Mitglieder lt. Protokollbuch zu verzeichnen. (04)
Es wird in den folgenden Protokollen auch immer wieder von einem Vertreter der
Baugenossenschaft berichtet. Es liegt nah, dass es sich um die 1912 gegründete
„Baugenossenschaft für das Personal der sächsisch – königlichen Staatseisenbahnen“
handelt, sie nannte sich ab 1919 Eisenbahnerbaugenossenschaft. Sie trat als
Zwischenpächter für die Grundstücke gegenüber dem Finanzamt des Landes Sachsen
(seit 1919) als Verpächter und dem Kleingartenverein auf.
1927
Die Mitgliederversammlung beschloss den Eintrag ins Vereinsregister der Stadt
Dresden. Die Anmeldung des Vereins mit Einreichung der Unterlage (Satzung und
Protokoll der Gründung) erfolgte am 03.November 1927. (05)
1928
Am 21.Februar 1928 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister, Blatt 1236, der Stadt
Dresden, Name des Vereins war fortan: Gartenbauverein Lübeckerecke Dresden.
Erster Vorstand war Herr Max Weber, Vorarbeiter, Stellvertreter Herr Hermann
Wauer, Schlosser. (06)
1933
Mit der Anordnung der NSDAP, Amt für Agrarpolitik und der Reichsleitung der
Kleingartenvereine Deutschlands vom 06.05.1933 wurde die Gleichschaltung der
Landes-, Kreis- und Stadtverbände und der dem Verband angeschlossenen Vereinen
durchgeführt. Es wurde das Führungsprinzip eingeführt. In Nürnberg fand der 9.
Reichskleingärtnertag vom 28.-31.07. 1933 statt. Auf Anordnung der NSDAP wurde
der Reichsverbund der“ Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands“ gegründet.
Der 1921 gegründete demokratische Reichsverband der Kleingartenvereine
Deutschlands endete damit.
1934
Im Januar 1934 wurde eine neue Satzung erstellt. Diese war von der damaligen
NSDAP geführten Stadtorganisation vorgegeben. Sie wurde am 14.März 1934
rechtskräftig. Eine dieser Vorgaben war die Änderung in die Vereinheitlichung der
Bezeichnung „Kleingartenverein“, statt wie bisher Gartenverein, Schreberverein und
dergleichen mehr.
1940
Im Vereinsregister der Stadt Dresden ist wiederum zum 20. Mai 1940 eine neue
Satzung für den Verein zum Eintrag gekommen. Diese war vom Reichsbund der
Kleingärtner vorgegeben und vom Vereinsleiter als Erstellt ausgewiesen.
Durch die Kriegsereignisse kam das Vereinsleben fasst vollständig zum Erliegen. Aus
den Eintragungen im Kassenbuch (1939 bis 1966) sind keine Hinweise auf
irgendwelche Feste oder Versammlungen zu erkennen. Es wurde aber weiterhin viel
für die Instandhaltung der Anlage nachgewiesen (Zaunsäulen), auch Kranzspenden
treten in den Sollspalten vermehrt auf. Die Ausgaben für Rattengift nahmen in Summe
zu.
1945
Bei der Bombardierung der Stadt Dresden traf es auch unser Vereinsgelände. In der
Nähe des späteren Vereinsheimes und oberhalb der Sparte, in etwa beim Garten 248,
250 soll jeweils ein Einschlag gewesen sein, ganz genau sind die Stellen nicht definiert.
Mit Hilfe und Unterstützung der Deutschen Reichsbahn wurden die Trichter verfüllt.
Auch die Schäden an der Wasserleitung wurden beseitigt.
Entgegen anderslautenden Berichten ging der Gartenbetrieb nach dem Angriff aber
weiter, was die fortlaufenden Eintragungen im Kassenbuch des Vereins auch belegen.
11Im Dezember 1945 wurde das Kleingartenwesen durch den Rat der Stadt Dresden
neu geregelt und die Vereine unter kommunale Verwaltung gestellt. (07)
1946
Im Rahmen der Brachlandaktion wurde die Vereinsfläche als Gartenland vorerst
bestätigt. (08)
Infolge des Beschlusses der Landesverwaltung Sachsen über die Neuregelung des
Kleingartenwesens vom 14.02.1946 wurde unter anderem aus dem Kleingartenverein
„Lübecker Ecke“ die Kleingartengruppe „Lübecker Ecke“
1947
Im Verein wurden Wacheinsätze organisiert, es kommt zu vermehrten Diebstählen in
der Anlage, allerdings hatten die anderen Gartenvereine auch mit diesem Problem zu
kämpfen.
1948
Im September 1948 wurden die Einträge der Kleingartenvereine im Vereinsregister
gelöscht. (09)
Im November beschloss die SED, die Organisation der Kleingartenhilfe dem FDGB zu
unterstellen. Ungefähr 33.700 Mitglieder wurden in den örtlichen Vereinen
umorganisiert. (10)
1949
Für die Kleingartenbeihilfe wurde eine Spende in Höhe von 112.40 M überwiesen. Im
Kassenbuch wurden Ausgaben für Schuttfahrten aufgeführt, wahrscheinlich zur
Beseitigung der Bombenschäden. Erwähnung findet auch ein Zuschuss für ein
Kinderfest.
1950
In Zusammenhang mit den in der DDR vollzogenen Rechts -Reformen müssen sich
die Kleingartensparten bei der Volkspolizei registrieren lassen. Es mussten folgende
Unterlagen eingereicht werden: eine Liste aller Mitglieder der Gartengruppe, die
Vorstandsmitglieder inclusive deren Lebensläufe.
In der Anlage wurde der Garten 37 zum Vereinsgarten umgestaltet, er dient in der
Folge für den Verkauf von Obst- und Gemüse als Laden. Nach der Fertigstellung des
Klubhauses wurde der Garten wieder neu verpachtet.
1951
Die Instandsetzung der Zäune wurde weiter durchgeführt, 48 Kubikmeter Kies werden
auf den Spartenplatz aufgebracht. Im August fand ein Sommerfest statt.
Es wird ein Haupt-Pachtvertrag zwischen dem Ministerium der Finanzen, der
Kleingartenhilfe des FDGB Kreis Dresden West e.V. für den Gartenverein Lübecker
12Straße, Grundstücksnummer 446, 447, 448 in der Größenordnung wie folgt: 5 ha, 75
a, 60 qm erstellt. Die jährliche Pacht beträgt 1.718.- M. Er ist auf 15 Jahre befristet,
und ab 01.01.1951 gültig
Für das angedachte Kulturhaus gibt es einen ersten Bauentwurf vom 23.09.1951.
Ausführliches zu diesem Bau ist in einer gesonderten Anlage zur Chronik festgehalten.
1952
Es begannen im Oktober 1952 die Vorbereitungen zur Gründung eines zentralen
Verbandes (VKSK), zu dem sich auch der Bezirksverband Dresden konstituierte.
Ausgangspunkt war die Unzufriedenheit mit der Leitung des Kleingartenwesens, von
oben wie von unten.
1953
Am 11.05.1953 wird der geplante Gründungskongress des VKSK (15.-17.05.1953)
durch Beschluss des Politbüros der SED abgesagt. (11)
Ein Sommerfest wird im Juli durchgeführt, im Oktober 1953 wurde erstmals wieder
eine Mitgliederversammlung durchgeführt, sie fand im Saal des RAW statt.
Erwähnung fand auch ein Beitrag für eine Weihnachtsfeier
1954
Mit der Verordnung zur Förderung des VKSK vom April 1954 wurden die bereits 1952
gebildeten Kreisverbände den örtlichen Räten und Kreisen und Städte unterstellt und
dort als juristische Person geführt, Der § 11 dieser Verordnung besagte, dass sich
Vereine, welche sich dem nicht anschließen, zum 30.06.1954 aufgelöst werden. Das
war nicht unser Ziel und somit war unser Verein im Kreisverband mit eingegliedert.
Am 02.07.1954 wurde wiederum ein Pachtvertrag aufgesetzt, Eigentümer wird ab
01.01.1954 rückwirkend der „Dienstleistungsbetrieb Wohnungs- und
Grundstücksverwaltung der Stadtbezirke der Stadt Dresden. Der Pachtpreis beträgt
zur halbjährlichen Zahlung 620,55.- M.
Für ein Sommerfest im August werden 3 „Buden“ von dem KGV „Wohlfahrt“
ausgeliehen. Im Oktober fand wieder im Saal des RAW die Mitgliederversammlung
statt.
1955 – 1959
Der Bau des Vereinsheimes wurde begonnen, Die Kosten beliefen sich in Summe auf
etwa 80.000 DM, darin enthalten waren ca. 20.000 DM an Eigenleistung zu erbringen.
Die weitere Finanzierung war über Mittel der Kleingartenhilfe des FDGB und Mitteln
aus staatlichen Lotto / Toto Einnahmen angedacht (weiteres dazu in den angefügten
Betrachtungen…)
1956
Es wurden, wahrscheinlich auf Grund der Baumaßnahme Klubhaus, keine Aktivitäten
im Verein ausgewiesen, zumindest waren keine diesbezüglichen Kosten dafür im
Kassenbuch aufgelistet.
1957
Durchgeführt wurden ein Sommerfest, eine Hauptversammlung sowie eine
Weihnachtsfeier.
Für das Gelände des Kulturhauses mussten noch einige Gärten zurückgekauft
wurden.
1958
In diesem Jahr gab es wieder ein Sommerfest und eine Jahreshauptversammlung
wurde abgehalten. (12)
Vorrang hat aber die Baumaßnahme „Kulturheim“.
1959
Am 29.11. 1959 kommt es in Leipzig zur Gründung des VKSK. Er galt als zentralistisch
geleitete „eigenständige“ Organisation, die Einflussnahme der SED war aber weiterhin
allgegenwärtig. Zum 1. Vorsitzenden wurde Karl Stein gewählt, Sekretär des
Zentralvorstandes wurde Erich Angermann. Damit gab es für den Kleingartenverband
nach dem vielen Hick Hack der vergangenen Jahre wieder etwas klarere Verhältnisse.
Die Jahreshauptversammlung mit einer kulturellen Umrahmung fand im Klubhaus
„Thomas Münzer“ statt, die Kosten dafür wurden mit 177.- DM beziffert.
Im Verein war Richtfest für das Klubhaus.
1960
Der Bau des Vereinsheimes wurde erfolgreich beendet, allerdings waren noch viele
kleinere Maßnahmen zu erledigen, aber eine Nutzung der Räumlichkeiten war, wenn
auch mitunter etwas eingeschränkt, schon möglich. Durchgeführt wurde auch wieder
ein Sommerfest.
1961
Die politische Einflussnahme der Partei in den Kleingärten war auch in unserem Verein
nicht zu übersehen. Der Nachweis über geerntetes Obst und Gemüse wurde
eingeführt und hielt sich in dieser Form bis zur Wende 1989 (später Ertrags- oder
Ernte-Buch), der sozialistische Wettbewerb erreichte die Gartenvereine massiv.
Die Gaststätte war verpachtet und brachte dem Verein Einnahmen. Diese wurden
auch dringend für die Kredittilgung gebraucht. Auch der Saal brachte durch
Vermietung u.a. an den FDGB und die WBO Einnahmen für den Verein.
1963
Es wurden keine Kosten für ein Vereinsfest oder eine Jahreshauptversammlung
erwähnt. Eine Gartenzeitung wurde abonniert. Vom VEB „Fahrschule“ wurden Kosten
(121.-M) für einen eingefahrenen Zaun eingezahlt. Es wird mit dem Bau der
Entwässerungsanlage und die Einbindung ins Abwassernetz am E.-Ambross- Ufer
begonnen.
1964
Für das Klubhaus wurden gebrauchte Stühle und Tische erworben. Die Vermietung
der Räumlichkeiten, ein Kinder- und Erntefest und die Jahreshauptversammlung
fanden im Kassenbuch eine Erwähnung. Es wechselte auch der Pächter der
Gaststätte.
1965
Die Nutzung des Klubhauses wird durch Außenstehende Betriebe und Institutionen
vermehrt genutzt. Auch ein Sportverein macht im Saal seine Trainingsstunden, eine
Sektion „Judo“, anzunehmen ist der SV Lokomotive. Im Juni dieses Jahres kommt es
zu einem Einbruch, der Schaden ist nicht sehr hoch. Durch die Judokas wird für 3
Wochen eine Saalwache aufgestellt.
Ein Oktoberfest findet statt und auch wieder die jährliche Jahreshauptversammlung.
Wegen Pachtschulden des Wirtes ist es zu einer Gerichtsverhandlung gekommen,
genaueres ist aber nicht vermerkt.
1966
Im Februar wurden eine Faschingsveranstaltung und im August ein Volksfest
abgehalten. Für die Gaststätte gibt es wieder einen neuen Pächter, der erwähnte
Rechtsstreit mit dem Vorgänger wurde beendet.
Das Kassenbuch, welches viele Ereignisse des Vereines offenbarte, endet zum
31.12.1966.
Für 1967 wird noch die Errichtung einer WC Anlage angedacht, an der Nordseite vom
Klubhaus als Anbau. (ein Plan dazu ist in den Bauunterlagen zu finden) Dieses
Vorhaben wurde aber nicht realisiert, es gab in der Folge dafür im Vereinshaus einige
Umbauten. Dabei wurden auch die Sanitären Anlagen und die Küche neu aufgestellt.
1967
In diesem Jahr wurde das 50jährige Bestehen des Vereines gefeiert. Informationen
darüber waren aber nur mündlich, auf Anfrage an ältere Gartenfreunde konnten sich
diese an bestimmte Details nicht mehr so richtig erinnern, ist auch schon etwas her.
(ja, ja, da war irgendwas los…..)
1968 bis 1969
An Niederschriften, Protokolle oder Ähnlichem war nichts aufzufinden. Befragungen
älterer Gartenfreunde haben auch keine verwertbaren Informationen erbracht.
Allerdings wurde der Ruf nach Strom für den einzelnen Gärtner immer lauter. Zum
31.12.1968 kündigte auch die Pächterin der Gaststätte, Grund dafür waren fehlende
Arbeitskräfte (Schreiben im Anhang).
1970
Der Ausbau der Toiletten wurde in diesem Jahr fertig gestellt (Fliesen). Im Januar gab
es erneut einen Einbruchdiebstahl in die Gaststätte. Die Hauptversammlung wurde im
April abgehalten. Ein Garten- und Kinderfest fand im August statt und im Oktober gab
einen Tanzabend.
Es wird die Planung für den Stromanschluss der einzelnen Parzellen vorbereitet.
Die Handelsgesellschaft OGS will den Verkauf von Gartenerzeugnissen in den
Wohngebieten forcieren und fordert die Gartenvereine auf, sich mit den Aufkaufstellen
in Verbindung zu setzen.
1971
Die Jahresversammlung im Februar sollte mit einem Auftritt des Bergsteigerchores
umrahmt werden, aber der Auftritt wurde abgesagt.
Begonnen wurde aber mit der Elektrifizierung der Gärten. Ein Elektromeister wurde für
das rd. 12.000,00 M teure Projekt gewonnen. Es wurden Masten für eine Freileitung
errichtet und auf dem Spartenplatz ein Häuschen für die Einspeisung und Verteilung
gebaut.
In der Damentoilette wurde eine Schleuse eingesetzt, eine Forderung der Hygiene
Verwaltung der Stadtverwaltung Dresden.
Im Generalbebauungsplan der Stadt Dresden 05/1971 wird die Spartenfläche mit 5,6
ha und 271 Parzellen angegeben. 1974 waren es dann 280 Parzellen……, bei gleicher
Größe.
Wiederum wurde in die Gaststätte eingebrochen.
1972
Mit dem bauausführenden Elektromeister wurde ein Vertrag über die Wartung der E-
Anlage abgeschlossen.
Im August kam es zur Zuteilung einer Hausnummer für das Objekt, es war damit die
Adresse: Lübecker Straße mit der Hausnummer – 70 – erweitert.
Ein großes Volksfest fand im August auf dem Spartenplatz statt. Sehr problematisch
war aber die Bereitstellung der Getränke, wie aus den Schreiben zwischen der
Brauerei und des Vereins hervorging. In der Anlage sind diese ersichtlich. Es war aber
auch etwas Typisches für die sozialistische Planwirtschaft.
1970 wurde wieder ein neuer Pächter für die Gaststätte erwähnt.
1973
Die Stromversorgung für die einzelnen Parzellen wurde abgeschlossen, allerdings
verzichteten auch etliche Gärtner auf den Anschluss.
Im Oktober erhielt der Verein einen Telefonanschluss, für die Gaststätte wurde ein
Schankbuffet angeschafft.
Mit dem RAW ist ein Freundschaftsvertrag abgeschlossen wurden, er sicherte dem
RAW die bevorzugte Belieferung mit Gartenerzeugnissen, im Gegenzug wurde bei
Maßnahmen der Verein mit Material usw. unterstützt.
Wiederum gab es einen Einbruch, der Dieb kam diesmal über ein Oberlichtfenster am
Giebel und richtete in Folge einen beträchtlichen Schaden an der Decke im Saal an.
Er konnte gestellt und zur Verantwortung gezogen werden.
1974 bis 1979
Für diesen Zeitraum gibt es absolut keine Informationen, bestimmt wurde im Jahr 1977
das 60jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Den Titel eines „Staatlich anerkanntem
Naherholungsgebiet“ hat unser Verein nie erhalten können, obwohl von Staats wegen
dieser angestrebt werden sollte. Gründe dafür waren aus den Unterlagen nicht
ersichtlich. (13)
1980
Die marode Wasserleitung musste in einigen Teilen dringend erneuert werden. Durch
die „PGH Haustechnik“ wurde diese Maßnahme ausgeführt, auch mit Eigenleistungen
der Gärtner. Die Kosten beliefen sich auf 35.000 M.
1981 bis 1982
Die Maßnahme Wasserleitung wird fertig gestellt. Es werden Schrote gebaut, die
einzelnen Gärten bekommen Absperrschieber.
Die in den 70er Jahren errichtete Elektrofreileitung im Verein war nicht mehr
Zeitgemäß, auch hatten sich die Vorschriften etwas geändert. Es wurde daher das
Projekt der Erdverlegung der Elektrokabel, eines Trafohäuschens sowie die
Aufstellung von Verteilerkästen, immer 3 Gärten an einem Kasten, angeschoben.
Auf Grund der Größe der Anlage und für eine bessere Kommunikation zum Vorstand
wurden „Abteilungsspartenverantwortliche“ gewonnen.
Durch den VKSK wurde durch ein Wettbewerbsprogramm die verbesserte Belieferung
an die Bevölkerung mit Gartenerzeugnissen angeordnet. (14)
Die entstandene komplizierte Versorgung mit Energie (Spitzenbelastungszeiten)
machte auch im Verein nicht halt. Zur Aufrechterhaltung der Stromlieferung ins Klubhaus
mussten mitunter einige Gartenwege vom Netz getrennt werden.
1983
Der Bau der Trafostation wird vorangetrieben, erst nach Fertigstellung selbiger ist die
weitere Elektrifizierung machbar. Für diese Maßnahme wurde eine Elektrofirma
eingebunden, vieles, vor allem Schachtarbeiten, ist von den Gärtnern in Eigenleistung
erbracht wurden.
Notwendig wurde auch eine Reparatur des Daches sowie Dachklempnerarbeiten. Eine
Dachdecker- PGH hat mit Unterstützung einiger Gartenfreunde, vor allem bei den
Klempnerarbeiten, diese Maßnahme ausgeführt.
Die Umzäunung des Geländes musste instandgesetzt werden, es wurde eine
Bauvorschrift für Gartenlauben und Baumaßnahmen aller Art erlassen und die
Beseitigung von Nadelgehölzen aus den Gärten wurde angeordnet. Neu waren im
Vorstand zwei Gartenfachberater.
Von 1983 bis 1986 war kein Gaststättenbetrieb, da fehlten natürlich auch die
Pachteinnahmen für die Vereinskasse.
1984 bis 1985
Für die Arbeit der Abteilungsspartenverantwortlichen wird ein Arbeitsplan erstellt. Auf
Grund vieler baulicher Maßnahmen im Vereinshaus wurden die Vorstandssitzungen
öfters extern abgehalten.
Mit dem Einsatz einer Hauptwasseruhr erfolgt eine finanzielle Wasserumlage für alle
Nutzer, es waren ja in den Gärten keine Messeinrichtungen vorhanden.
Beschlossen wurde bei Neuvergabe von Gärten die Einbindung in die Vorstandsarbeit
auf mindestens 5 Jahre. Es gab aber auch schon die sog. „MoG“, Mitglieder ohne
Garten, welche auf den Wartelisten für einen Garten eingetragen waren und bereits
aktiv im Verein tätig waren.
1985 erfolgte die komplette Einschleifung der Energieversorgung an das Netz des
Energiekombinates Dresden.
Laut Forderung des Stadtverbandes ist die Einrichtung einer Konfliktkommission in
den Gartensparten zu bilden.
Für die Wartung und Instandhaltung der E-Anlage in den einzelnen Wegen und der
Spitze wird an einige Gartenfreunde mit der Berechtigung für Energiemaßnahmen die
Verantwortlichkeit übertragen. Auch für Wasser und alle dazugehörigen Maßnahmen
wie an.-und abstellen, Entlüftung usw. gibt es im erweiterten Vorstand einen
Verantwortlichen, er wird durch kompetente Pächter unterstützt.
Im Vereinshaus wurde eine Ölheizung eingebaut, der Ofen im Saal wurde abgerissen.
In dieser Zeit wurde auch ein Parkettfußboden verlegt.
1986
Es wurde wieder ein Gartenfest im Sommer durchgeführt, mit Kinderfest und
Lampionumzug, begleitet durch einen Akkordeonspielenden Gartenfreund. Da wird
am Freitag das Bier angestochen, am Sonnabend in die Nacht getanzt und am
Sonntag nach dem Frühschoppen klingt das Fest dann langsam aus, es muss ja
wieder alles abgebaut und eingeräumt werden.
1987 bis 1989
70 Jahre gibt es den Verein, wieder ein Grund für Feierlichkeiten.
Es werden im Vereinshaus und in der Gaststätte einige Veränderungen an der Elektro-
Anlage notwendig.
Ein Gaststättenehepaar nimmt den Betrieb auf, aber die Folgen der Misswirtschaft,
viele Mängel und Engpässe machen den Betrieb nicht unbedingt leicht.
Die in den Betrieben eingeführten Spitzenzeiten für Energieabnahme machte sich
auch in den Gärten bemerkbar. Vielmals brach das Energienetz zusammen, es kam
auch des Öfteren zu Ausfällen einzelner Stromkreise, weil die Sicherungen mangelhaft
waren.
Die Wasserversorgung ist seit einigen Jahren in den Hochsommermonaten nur
spärlich gewährleistet, viele Gärtner kamen schon in den zeitigen Frühstunden zur
Bewässerung in ihren Garten, da war der Wasserdruck noch einigermaßen gegeben.
Trotzdem wurde der Gartenbetrieb so gut es ging, aufrechterhalten, es konnte ja nur
besser werden.
1988 fand auch wieder das jährliche Sommerfest statt. Und der letzte E – Mast wurde
endlich abgebaut.
1990 bis1991
Mit der Wende entstanden auch für die Kleingartenvereine einschneidende
Veränderungen. Die bisherige Kleingartenordnung sowie die Kleingartengesetze
verloren ihre Gültigkeit. Den Kleingärten wurde wieder der Status „Verein“ zuerkannt,
es erfolgten die Eintragungen ins Vereinsregister.
Der Kleingartensparte „Lübecker Ecke“ wurde am 13.11.1990 per Eintrag ins
Vereinsregister beim Kreisgericht Dresden unter der Nummer I / 774 wieder der Status
„Gartenverein“ e.V. zuerkannt, welcher ja bekanntlich 1948 gelöscht wurde. (15)
Fortan war das Bundeskleingartengesetz vom 28.Februar 1983 auch für die
Gartenvereine in den neuen Bundesländern gültig. Dafür gab es im Jahr 1990 Sonder-
und Übergangsregelungen.
1992
Es wurden dringende Maßnahmen durchgeführt, die Wasserleitungen in der Spitze
mussten erneuert werden, die Gartentore wurden instandgesetzt. Auf dem
Spartenplatz wurde Splitt aufgebracht. Die Heizung im Vereinshaus musste
entsprechend den neuen Bestimmungen ausgetauscht werden, Dazu gehörte unter
anderem ein sog. Wannenbau um die Öltanks im Keller des Gebäudes.
Es wurden weiter die jährlichen Gartenbegehungen von Vorstandsmitgliedern
durchgeführt, welche das Ziel hatten, die Forderungen der Gemeinnützigkeit in den
Gärten durchzusetzen. Das war auch unbedingt notwendig, einige Pächter hatten
plötzlich andere Vorstellungen vom Kleingarten…
Die Satzung aus 1990 wurde überarbeitet und allen Mitgliedern zur
Jahresversammlung ausgehändigt.
1993
Das Thema Satzung beschäftigt weiter, die im April durch die Mitglieder beschlossene
Satzung wurde im Juli vom Amtsgericht wegen einiger Formfehler nicht bestätigt. Nach
Berichtigung derselben und Information an die Mitglieder hatte die Satzung endlich
ihre Gültigkeit geschafft. Sie wurde als Nachtrag an die Mitglieder ausgegeben.
Im Februar wurde per Anschreiben von der Nordwest WOBA an alle Nutzer der
Flächen 446, 447, 448 mitgeteilt, dass die Flurstücke aus ihrer Verwaltung
ausgeschieden sind und ab Datum das staatliche Liegenschaftsamt Dresden neuer
Verwalter ist. Damit wurde auch die monatliche Pachtzahlung in eine jährliche Zahlung
im November umgewidmet. Das betraf auch die anderen umliegenden
Kleingartenvereine.
Es wurde die Renovierung des Saales und die Erhöhung der Gaststättenpacht
beschlossen, begründet mit der neuen Bewertung der Grundsteuer für das
Vereinsheim.
1994
In diesem Jahr wurde der Außenzaun der Sparte grundhaft erneuert. Gärtner, welche
ihren Außenzaun am E.A.-Ufer hatten, bekamen die Möglichkeit eines separaten
Eingangstores zu ihren Gärten, was auch genutzt wurde. Sie hatten diesbezüglich nur
Ihr Tor zu finanzieren. Allerdings gab es immer wieder mal auf der Lübecker Straße
durch Fahrzeuge Schäden am Zaun. Abhilfe schafften dann ein paar größere Steine
entlang des Zaunes. Später wurde dann eine Bordsteinkante gesetzt.
Für die Hecken an den Straßen und auch im Vereinsgelände wurden Pflegeverträge
erstellt.
1995 bis 1996
Vom Finanzamt Dresden wird das Vereinshaus bewertet. Es ist ein
Geschäftsgrundstück auf fremden Grund und Boden“. Dazu wurde der
Steuermessbetrag für die Grundsteuer ermittelt, allerding fand die Gemeinnützigkeit
des Vereins ohne wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb seine Beachtung bei der
Bemessung der Grundsteuer. Muss man nicht unbedingt verstehen.
1997
Die Anerkennung der Kleingärtnerischen Gemeinnützigkeit wird per Bescheid dem
Verein zuerkannt. Diese hat eine Gültigkeit von 3 Jahren und muss immer neu
beantragt werden. Pachtverträge sollen in Unterpachtverträge geändert werden. Es
gab auch den Hinweis, das Kleintierhaltungen nicht zur kleingärtnerischen Nutzung
zählt, aber wenn sie vor dem 03.10.1990 üblich war, vorerst der Bestandsschutz zählt.
Zur Mitgliederversammlung im April sowie in der Vorstandsitzung am 06.Juni wurde
ein neuer Vorstand sowie ein neuer Stellvertreter gewählt. 80 Jahre wird der Verein in
diesem Jahr alt.
1998
Vom Liegenschaftsamt des Freistaates Sachsen wurde die Pacht neu festgelegt, sie
wurde ab dem 01.01.1999 auf 2.482.- DM erhöht. Es werden die sogenannten „blauen
Bücher“ eingeführt. Jeder Pächter hatte seine Pflichtstunden mit Bestätigung sowie
den Zählerstand der Wasseruhr und des Stromzählers bis zum 31.10. des Jahres an
den Vorstand abzugeben, bezüglich der Verrechnung von Elt, Wasser, Pacht,
Nebenkosten usw. Dieses hat sich bis heute erhalten, wenn auch ab 2015 die
Teilspartenverantwortlichen bzw. dazu geworbene Gartenfreunde im September/
Oktober die Zählerstände zusätzlich miterfassen. Es werden Schilder mit dem Hinweis
“ kein durchgängiger Winterdienst“ an den anliegenden Wegen der Sparte angebracht.
Im Mai erfolgt der Zaunneubau Lübecker Straße.
Für das Vereinshaus wird ein verschließbarer Mülltonnenplatz gebaut.
1999
Dem Beschluss der Stadtverwaltung, dass am E.-A.-Ufer Parkverbot gelten soll, wird
widersprochen und es geht an den Petitionsausschuss der Stadt Dresden ein
entsprechendes Schreiben ein. Vorweg schon als Information, das Parkverbot kommt
nicht.
Es gibt zur Handhabung der Pflichtstunden große Diskussionen, letztendlich wird ein
annehmbarer Konsens gefunden.
2000
Der Verein hat wieder die Gemeinnützigkeit erhalten. Die Hauptwasseruhr entspricht
nicht mehr dem DIN, wird gewechselt. Im Vereinsgarten wird ein Blechschuppen für
Material der Sparte errichtet. Die einzelnen Wege der Sparte werden beschildert
(Garten von …bis). Die Einfahrt zum Spartenplatz sowie die Fläche des Biergartens
wurde asphaltiert. In den erweiterten Vorstand werden 2 Gartenfreunde als Öko- Wart
aufgenommen. Die öffentlichen Glückwünsche zum runden Geburtstage von
Gartenfreunden wurde eingeführt, aber kurz darauf wieder abgeschafft, das war so
von vielen nicht gewollt.
Im September musste eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten
werden, da einiges dringendst zu klären war (Pflichtstunden, Eigenverbrauch der Elt-
Zähler, Leitungsverluste Strom und Wasser, Grundsteuer B, Bauordnung sowie
personeller Wechsel des Vorstandes.)
2001
Der Grundsteuermessbetrag (Grundsteuer A) für das Vereinsgelände wird neu
berechnet. Die Schornsteine auf dem Vereinshaus müssen abgebaut werden.12
Gärteneinbrüche, vorwiegend Gärten am E.-A.-Ufer mussten im Juli polizeilich
aufgenommen werden. Im August wurde in einer großen Begehung die
Messeinrichtungen für Wasser und Strom geprüft, sowie die Einhaltung der
Anbauvorgaben geprüft. Es wurde festgestellt, dass der Trend der Erholungsnutzung
dem Wirtschaftlichen überwiegt und damit die Gemeinnützigkeit nicht mehr gegeben
ist. Entsprechende Maßnahmen wurden angeschoben.
Für die zu erwartende Umstellung der Währung im Jahr 2002 werden die
entsprechenden Vorbereitungen getroffen.
2002
Als es am 11.August nach dem Spartenfest am Abend anfing zu regnen, ahnte noch
keiner so richtig, was da auf Sachsen zu kam. Die Jahrhundertflut ging in die
Geschichte von Sachsen und Dresden ein. Zwar war die Weißeritz über ihre Ufer
getreten, doch die Wassermassen verschonten das Spartengelände weites gehend.
Für die Beseitigung der Hochwasserschäden für die betroffenen Gärten wurde eine
Spendenaktion durch den Verband gestartet und es kamen 20.000 € zusammen.
Unser Verein bekam mit einigen Artikeln in den Tageszeitungen SZ und DNN eine
positive Aufmerksamkeit.
In diesem Jahr wurden auch sechs Gartenfreunde aus unserem Verein prämiert und
erhielten Karten für die Landesgartenschau in Großenhain.
Im September wurden in der Anlage mehrere Zäune und Gartentore durch
Vandalismus beschädigt. Auch einer Plage durch verwilderte Katzen im Gelände
musste Einhalt geboten werden.
2003
Es wurden verschiedene notwendige Maßnahmen im Vereinshaus notwendig und
auch durchgeführt, u. A. wurde die Gaststätte saniert, es gab Reparaturarbeiten im
Küchenbereich und vieles mehr. Für den Gastraum wurden 100 neue Stühle beschafft.
2004 bis 2005
Die Umzäunung des Vereinsgeländes wird fortgesetzt. Sommerfeste wurden
durchgeführt, wie immer auch mit Lampionumzug, Frühschoppen. Hüpfburg und vieles
mehr.
2006
Es gab wieder mehr Aktivitäten im Verein. Ein Gartenfest wurde durchgeführt, der
Spartenplatz und die Gartenwege erhielten einen Splittauftrag, was bei einigen
Gartenfreunden nicht unbedingt gut ankam. Mit dem „Lübecker Boten“ sollten die
Gartenfreunde über alles umfassend informiert werden, was den Verein betraf. Leider
hatte diese gute Idee später keinen Fortbestand.
2007
Der Gartenverein beging seinen 90jährigen Gründungstag mit einem großen Fest, es
gab dazu auch einige externe Spenden. Neben den bewährten Aktionen wie Kaffee
und Kuchen, Fischsemmeln aus eigener Produktion, Getränke aller Art, einem DJ mit
viel Musik und Unterhaltung, Bastelstände für Kinder soll auch ein Spielmannszug
seine Erwähnung finden, welcher mit einem schönen Beitrag das Fest bereicherte.
2008
Es müssen immer wieder werterhaltende Maßnahmen durchgeführt werden. Neben
der Zaunreparatur wurde auch die Giebelwand des Vereinshauses neu verputzt und
gestrichen.
2009
Das Stromkabel zum unteren Teil des Vereinsgeländes (Spitze) hatte nicht mehr den
erforderlichen Isolationswert, war teilweise auch beschädigt und musste dringend
erneuert werden, was auch zügig seinen Abschluss fand.
Zum stattgefundenen Sommerfest war erstmals Ponyreiten für die Kinder im
Programm.
2010
Nach der Umstellung der Heizungsanlage auf Gasbetrieb mussten die Öltanks
entsorgt werden, was nicht unerhebliche Kosten verursachte. Für den Zaunneubau
gab es eine finanzielle Unterstützung vom Stadtverband.
Das Spartenfest hatte in diesem Jahr die Musikschule „Fröhlich“ im Programm, welche
den Frühschoppen gestaltete. Es gab einen Malwettbewerb und ein Karaoke – Singen.
2011
Auch unser Verein blieb nicht verschont von sinnlosen Straftaten. Die Eingangstür
wurde demoliert, das Schloss musste gewechselt werden.
Es machte sich notwendig, alle Elektrozähler der Pächter zu tauschen. Die Maßnahme
fand dann Ende 2014 ihren Abschluss. Teilweise taten noch alte AEG Zähler aus
Vorkriegszeit ihren Dienst, über die Jahre nicht geeicht.
2012 bis 2016
Der Wechsel der der Elektrozähler geht voran, wenn auch mitunter Gartenfreunde den
Grund der Maßnahme nicht so richtig akzeptieren wollten. Und es werden im Sommer
wieder Vereinsfeste durchgeführt, 2015 konnte eine Bauchtänzerin mit ihrer
Darbietung die Teilnehmer erfreuen.
2016 fanden keine kulturellen Veranstaltungen statt, man begann mit den
Vorbereitungen für das 100jährige Vereinsjubiläum.
2017
100 Jahre Kleingartenverein wurde gebührend gefeiert, von Freitag bis Sonntag gab
es viele schöne Aktivitäten. Und falls das Wetter nicht gut gesonnen wäre, es gab ein
großes Festzelt zum Verweilen. Eine attraktive Glücksfee verkaufte Lose und die
Sachpreise konnten sich wirklich sehen lassen. Für das leibliche Wohl war wie immer
gut gesorgt, die Unterhaltung mit vielen Spieleinlagen und guter Musik sorgten für gute
Laune bei den Gästen. Mit Tanz am Sonnabend ging es in den Abend und nach einem
Frühschoppen am Sonntag fand das Fest dann seinen Abschluss.
Ein Ende findet auch diese Zeittafel, es sollte ja auch nur der
Zeitraum 1917 bis 2017 betrachtet werden. Und da gab es schon so
einiges zu berichten, oder…….
Ergänzungen zur Zeittafel in dieser Chronik
01 mit der Gründung des Vereins wird er als „freier Verein“ geführt, ohne dass er
juristische Person ist. Durch die Mitgliedschaft im Verband des Dresdner Garten- und
Schrebervereine erhält der Verein eine gewisse Gemeinnützigkeit im Sinne der
Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung vom 31.07.1919, siehe auch 02.
02 in einer Ergänzung der Kleingarten- und Kleinpachtlandverordnung wird mit Erlass
des sächsischen Ministeriums des Inneren vom 25.10.1919 festgelegt, dass den
Vereinen, welche dem Landesverband Sachsen, Thüringen und Anhalt des
Zentralverbandes der Deutschen Arbeiter- und Schrebergärtner angehören, ohne
Antrag die Gemeinnützigkeit anerkannt wird. Das trifft damit auch auf die Vereine,
welche im Verband Dresdner Garten- und Schreberverein organisiert sind, zu.
03 bekannt ist, dass auf den zum ehemaligen Ostragut gehörenden Feldern einzelne
Parzellen bzw. Parzellengruppen als „freie Gärten“ mit und ohne Namen entstanden,
bevor sie sich zu Garten- oder Schrebervereine zusammenschlossen. Die im
Protokollbuch genannten Namen „Spitzenkolonie“ und „alte Colonie“ sind in den
Unterlagen nicht auffindbar. Damit ist auch kein konkreter Anhalt gegeben, wie aus
der anfänglichen Größe des Gartenvereins „Providentia“ die noch heute bestehende
Größe des Vereins entstanden ist.
04 Man hat allerdings schon mit der Vereinsgründung 1917 versucht, weitere Gärten
oder Kolonien mit in die Kleingartenanlage einzubeziehen. Das spiegelt sich auch in
einer Erwähnung aus dem Protokollbuch wieder:
31.03.1923 43 aktive Mitglieder
07.06.1925 67 Mitglieder
(aktive Mitglieder muss nicht gleich Anzahl der Gärten sein)
Im Bericht des Dresdner Verkehrsverein vom 05.10.1920 über den Gemüseanbau…
wird der Verein Providentia mit 108 Gärten angegeben.
Und im Protokoll vom 02.07.1918 wird vom Vorsitzenden darauf hingearbeitet, den
Mitgliederbestand unbedingt zu erhöhen. Es wurde eine Werbeschrift in Umlauf
gebracht und Gartenbesitz angeregt, mit dem Ziel, dem Verein (Providentia)
beizutreten.
05 zur Sicherung der Gemeinnützigkeit wurde durch den Kreisverband der Garten-
und Schrebervereine 1927 gemeinsam mit dem Finanzamt Formulierungsvorschläge
zu den Punkten „Zweck des Vereins“, „Mitgliedschaft“ und „Vereinsleitung“ erarbeitet,
welche dann in die Vereinssatzungen aufzunehmen waren. Hintergrund der
Gemeinnützigkeit war die Erlangung von steuerlichen Vergünstigungen der Vereine.
06 im Folgenden gab es noch einige Änderungen, was den Vorstand des Vereins
betraf. Aus dem Vereinsregister ist ersichtlich, das im März 1929 der Stellvertreter,
Herr Wauer ausgeschieden ist, dafür ein Herr Tauscher gewählt wurde. Bis zu
seinem Tod 1932 war Max Weber Vorsitzender. Nach ihm wurde der
Bauleitungsaufseher Kurt Wilhelm Schmidt gewählt und als Vorsitzender bestellt.
1934 ist Paul Tauscher ausgeschieden.
In einem Anschreiben von 1954 (Pachtvertrag) wird als Vorsitzender ein Herr Walter
Schmidt angegeben. Dem folgte später der Herr Otto Brettschneider. Eine weitere
namentliche bekannte Aufstellung der Vorsitzenden des Gartenvereins lässt das
Datenschutzgesetz nicht mehr zu, die Namen sind aber bekannt.
07 14.02.1946 Beschluss der Landesverwaltung Sachsen über die Neuregelung des
Kleingartenwesens: das Vermögen, die Rechte und Pflichten der Kleingartenvereine
werden an die jeweiligen Gemeinden (Stadt- bzw. Stadtbezirksverwaltungen)
übertragen. Mit dieser Regelung waren die ehemaligen Vereine nicht mehr „juristische
Personen“ und somit selbstständig. Aus dem Kleingartenverein “Lübecker Ecke“
wurde die Kleingartengruppe „Lübecker Ecke“.
08 mit Übernahme des Kleingartenwesens durch die Kleingartenhilfe des FDGB Ende
1948 wurde begonnen, neue Pachtverträge auszustellen. Bis Dato galten noch die
Verträge von vor 1945. In die Brachlandaktion waren die bestehenden Verträge
ehemaliger Kleingartenvereine nicht einbezogen.
09 die Löschung im Vereinsregister erfolgte mit Bezug auf den Befehl Nr.2 des
Obersten Chef der Sowjetischen Militärischen Administration vom 10.06.1945 über
das Verbot von nationalsozialistischen Parteien und Organisationen und dem
Beschluss der Landesverwaltung Sachsen über die Neuregelung des
Kleingartenwesens vom 14.02.1946
10 vom Zentralrat der SED wurde im November 1948 beschlossen, eine
Kleingartenhilfe des FDGB zu schaffen und dieser das Kleingartenwesen zu
unterstellen. Zulässig war dabei eine Organisation im Örtlichen und Kreismaßstab.
Noch im November 1948 beginnt die Kleingartenhilfe ihre Arbeit. Es gibt folgende
Untergliederung:
- Landesausschuss der Kleingartenhilfe (Landesausschuss Sachsen)
- Kleingartenhilfe des Kreises (Kreis Dresden)
- Ortsgruppen (9 Ortsgruppen für Dresden)
- Ortsuntergruppe (Gartengruppe, Gartensparte)
Auch unter der FDGB Kleingartenhilfe waren die Gartengruppen keine juristischen
Personen mehr und damit die Gartengruppen nur bedingt wirtschaftlich unabhängig.
Pachtverträge mit den Verpächtern sowie auch Unterpachtverträge mit den
Parzellenpächtern durften die Gartengruppen nicht abschließen.
11 am 09.12.1953 verabschiedet das Politbüro der SED den Beschluss“ Über die
Auflösung des Zentralverbandes des VKSK und dem Aufbau von Orts- und
Kreisverbänden“. Die Kreisverbände gliedern sich in Betriebs- und Ortssparten
12 Gartenfeste und deren Besonderheiten im Arbeiter- und Bauernstaat
In den Unterlagen des Vereins finden sich auch Abrechnungen gegenüber der „AWA“,
das war die „Anstalt zur Wahrung öffentlicher Aufführungsrechte“, heute die „GEMA“
Und es gab auch mal ein Spartenfest, bei dem ein Plattenspieler für die musikalische
Umrahmung sorgte. Die Musiktitel mussten vorab bei der AWA eingereicht werden, es
galt die 40 / 60 Klausel (60% Ost, 40% ausländische Musik)
In einem Artikel der Sächsischen Zeitung vom 06.08.1958 unter dem Titel“ Es geht
auch ohne Hot und große Humpen“ sprach man sich gegen die Art der Durchführung
von Sommerfesten aus. Nach Ansicht der Partei sollte die Kleingärtner „Das alte
deutsche Kulturerbe pflegen – eigene sozialistische Kultur entwickeln, wobei tüchtig
getanzt werden kann, aber nicht nach westlicher Art“. Über diesen Artikel wurde in
einer Spartenvertreterversammlung Dresden West heftig debattiert, man hatte dazu
natürlich eine andere Meinung als der Artikelschreiber.
Wenig förderlich war für die Kleingartenvereine, dass die Festprogramme vom
Kreisverband bestätigt werden mussten, bevor die Einreichung der
Veranstaltungsmeldung beim Volkspolizeikreisamt erfolgen konnte.
13 nach 1975 wird an die Kleingartenanlagen der Titel „staatlich anerkanntes
Naherholungsgebiet“ vergeben, welche als städtisches Grün angesehen werden und
für die Öffentlichkeit zugängig sind.
14 bereits in den 1960iger Jahren begann man, sich mit der Abrechnung der
Ernteerträge zu beschäftigen. Es gab „fachliche Anleitungen“ mit dem Ziel der
Ertragssteigerung zur Versorgung der Bevölkerung. Dazu gab es die im Sozialismus
üblichen Parolen. Eine der bekanntesten Orientierung für die Ernte war: 100 kg/100
qm. Die Überproduktion war bei den Aufkaufstellen abzuliefern. Dabei gab es so
manchen ökonomischen Unsinn.
15 Im Februar 1990 verabschiedete die Volkskammer der DDR das
Vereinigungsgesetz, wonach sich jeder Verein ins Vereinsregister eintragen lassen
soll.
Am 02.04.1990 gab es eine Information vom VKSK an die Kleingartensparte, dass der
VKSK nicht mehr besteht. Damit musste sich jede bisherige Gartensparte als
Kleingartenverein neu aufstellen.
Am 09.06.1990 wird auf dem 1. Kleingärtnertag der Verband „Dresdner
Gartenfreunde“ gegründet.
Protokoll der Hauptversammlung am 2. Juli 1917 (Übersetzung)
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung um 8.15 Min.
begrüßte die Anwesenden und heißt dieselben herzlich willkommen. Auf der
Tagesordnung sind folgende 4 Punkte festgelegt.
- Beschluss über die Gründung des Vereins zwecks Erlangung von Gartenland,
der gekündigten Ländereien des Kammergut Cotta. - Wahl der Vorstandsmitglieder
- Festlegung und Beratung der Statuten
- Verschiedenes
Nach Vorlesung und Genehmigung der Tagesordnung gibt der Vorsitzende einen
Überblick über die Gründung des Vereins und über die Gründe, welche unternommen
werden, um den Mitgliedern einen seriösen Teil Landes anzubieten
und führte etwa folgendes aus. Unsere heutige Zusammenkunft bezweckt die
endgültige Gründung unseres Schrebergarten – Vereins „ Providentia“ und zwar aus
folgenden Gründen
Unser Kollege Kleinert hatte dieses Frühjahr an Herrn Hofrat Bouche gerichtet
wegen Überlassung von Feld zum Gartenbau. Es ist aber bereits ein halbes Jahr
vergangen, ohne dass wir das Geringste zu hören bekommen hätten.
Da kam vor etwa 14 Tagen ein Herr Franz vom Schrebergartenverband und machte
uns darauf aufmerksam, dass wir uns dazu halten müssten, wenn wir noch Land
erhalten wollten, da der Schrebergarten – Verband und der evangelische
Arbeiterverein bereits das ganze Land überwiesen erhalten hätten und das ferner
Privatleute vom Finanzministerium keins mehr bekommen könnten, da das
Finanzministerium auch noch mit größeren Körperschaften in Unterverhandlungen
treten wolle.
Er empfahl uns, uns zu einem Verein zusammen zu schließen, und den Verein im
Schrebergarten- Verband anzumelden, da wir dann das gewünschte Areal zugewiesen
bekämen, denn der Verband gibt mehr Land an Vereine ab, welche mit im Verband
verblieben sind. Daraufhin wurde der Verein unter dem Namen
Schrebergarten – Verein „Providentiae“
gegründet und einstimmig genehmigt.
Punkt 2 auf Vorschlag der Mitglieder wurden folgende Herren einstimmig in den
Vorstand gewählt
- Vorsitzender Herr Pötzschke
- Vorsitzender Herr Urban
- Schriftführer Herr Haase
- Schriftführer Herr Jacob
- Kassierer Herr Rentsch
- Kassierer Herr Kirsten
Ferner als Revisoren die Herren Mittag und Laube. Die betreffenden Herren nehmen
die Wahl an.
Die Vertreter, welche bei den Verbandsitzungen mit teilzunehmen haben, wurden aus
dem Vorstand gewählt. Nach Erledigung dieses Teiles gingen wir zu Punkt 3 über.
Nach Verlesung der Statuten und einer Debatte, bei welcher sich einige Änderungen
nötig machten, wurde die selbige einstimmig genehmigt und angenommen.
Zu Punkt 4
Es meldete sich Herr Schmiedel zu Wort und der Frage, wie hoch sich der Preis für
die Pacht und die (Umplankung) stellen wird. Es konnte hierüber noch nichts Genaues
gesagt werden, da über die Pachtpreise noch kein Ergebnis vorlag und die Preise für
Holz so ständig im Steigen begriffen sind, dass sich die Holzpreise von heute auf
morgen überstürzen.
Da sich niemand mehr zum Wort meldet, schließt der Vorsitzende die Versammlung
um 10.15 min.
gez. Pötzschke
Protokoll der Hauptversammlung am 2. Juli 1917 (Original)
Original:
Quellen für diese Chronik:
- Protokollbuch aus dem Jahr 1917 mit der Niederschrift von 40 Protokollen
- Personelle Übersicht der Gärten 1 bis 281, beginnend mit Eintrag von 1916
- Einsichten in Unterlagen aus dem Stadtarchiv Dresden, Kopien, welche den
Verein im Gesamtbild der damaligen Zeit wiedergeben - Dokumentationen aus dem Staatsarchiv des Freistaates Sachsen,
Vereinsregister - Eher wenig Material für unseren Verein aus der SLUB
- Unterlagen aus dem Stadtverband der Kleingärtner sowie Unterstützung durch
einen Mitarbeiter der AG „Geschichte der Kleingärten“ beim Stadtverband - Autor der Web-Seite „Dresdner Stadtteile“
- Persönliche Gespräche beim Grünflächenamt der Stadt Dresden
- Bildmaterial aus der Web-Seite „altes Dresden“
- Unterlagen und Protokolle des Vereins
- Kassenbuch des Vereins von 1939 bis 1966
- Revisionsbuch des Vereins
- Unterlagen zum Bau des Vereinshauses
- Unterlagen zu den Medien Wasser und Strom
- Persönliche Gespräche mit Mitgliedern des Gartenvereins und des Vorstandes
- Eigene Erlebnisse seit 1987 und 17 Jahre Vorstandsmitarbeit in einem
Fachbereich - Erwähnen muss ich auch meine Mutter, sie hat das Protokollbuch in das heutige
Schriftbild „übersetzt“. Das war mitunter nicht ganz einfach, die alte Handschrift
richtig zu deuten und hat auch seine Zeit gedauert - Infomaterial aus der bis 2012 in Cotta erschienen Stadtteilzeitung „Frosch Post“
- Ohne Erfolge gekrönt waren Recherchen im Amt für Kartographie sowie im
Grundbuchamt Dresden, zwecks Nachweis der Herkunft und Besitzrechte des
Flurstückes unserer Anlage